Alexis arbeitet seit drei Jahren für Testia und hat Erfahrung in vier Methoden der zerstörungsfreien Werkstoffprüfung (zfP): Eindringprüfung, Magnetpulverprüfung, Infrarotthermografie-Prüfung und Röntgenprüfung. Er arbeitet in Testias zfP-Werkstatt, in der Flugzeugbauteile während der Fertigung oder Wartung geprüft werden.
Ist zfP ein Job, der sich schnell entwickelt?
Es ist eine stark regulierte Arbeit, für die alle fünf Jahre eine Rezertifizierung nötig ist. Dazu gehören Auffrischungskurse und Wiederholungsprüfungen. Und natürlich muss man sich dafür über die neuesten Entwicklungen der Industrie informieren.
Aus dem methodischen Blickwinkel habe ich keine Veränderungen bei Eindringprüfung und Magnetpulverprüfung gesehen. Ich glaube nicht, dass diese beiden Methoden noch große Entwicklungen sehen werden – es sind traditionelle, industrielle Verfahren, die nicht auf neuer Technologie basieren.
Röntgenprüfung hingegen hat sich in den letzten paar Jahren rapide entwickelt, vor allem mit dem digitalen Röntgenverfahren. Es ist fast wie eine neue Prüfmethode für sich und deshalb müssen RT-Prüfer vollständig neu geschult werden, bevor sie mit digitalen Prüfanlagen arbeiten können. Hierfür muss man neue Fähigkeiten erwerben und seine Arbeitsweisen anpassen.
Wo liegt der Unterschied zwischen traditioneller und digitaler Röntgenprüfung?
Der größte Unterschied ist, dass bei der digitalen Version ein Live-Bild des Bauteils erzeugt werden kann. Darum kann man die Messparameter in Echtzeit optimieren und die zu prüfende Fläche kann einfacher eingestellt werden, selbst bei komplexen Geometrien von Bauteilen aus Additiver Fertigung (AM).
Außerdem kann bei einem kompletten digitalen Röntgensystem (Quelle, Detektor und beweglicher Probenhalter) die Erhebung automatisiert durchgeführt werden – das reduziert die Bearbeitungszeit um den Faktor 3 bis 4 gegenüber der traditionellen Messung mit Röntgenfilm.
Diese Methode hat sich als sehr effizient herausgestellt, vor allem bei additiv gefertigten Teilen, die mehr und mehr in der Luftfahrt eingesetzt werden. Nach heutigem Stand ist Testia in Frankreich der einzige Anbieter, der von Airbus für fünf verschiedene Inconel-AM-Bauteile qualifiziert ist. Wir nutzen die digitale RT-Methode auch für Powder Bed Infusion (Sintern) und Wire-DED-Bauteile aus Titan und Aluminium.
Wird die digitale Röntgenprüfung die traditionelle Methode ersetzen?
Ich glaube, dass es dazu kommen wird, aber noch nicht jetzt. Zurzeit ist die traditionelle Röntgenprüfung der Standard und hat eine besse Qualität. Es ist so, als vergleiche man einen HD-Fotoabzug mit einem Pixel-Bild auf dem Bidschirm: Die traditionelle Methode ist schöner und lässt mehr Details erkennen. Darum glaube ich, dass die digitale Technologie sich erst noch verbessern muss.
Wenn sie die Qualitätsstufe des traditionellen Verfahrens erreicht, ist es allerdings sehr wahrscheinlich, dass sie diese ersetzen wird. Obwohl es eine große Investition ist, kann man dadurch am Ende eine Menge Zeit sparen und sich besser an Produktionsraten anpassen.
Desweiteren ist digitales Röntgen viel nachhaltiger im Vergleich zum traditionellen Verfahren, das viele Schadstoffe mit sich bringt. In den kommenden Jahren wird dieser Faktor mehr und mehr strategisch entscheidend sein, da die Luftfahrtbranche darauf zielt, umweltverträgliche Flugzeuge und Fertigungsprozesse zu entwicklen. Dafür wird es sicherlich auch nötig sein, unsere Prüfmethoden anzupassen – sowohl an neue Materialien als auch an Umweltaspekte, wie sie z.B. von Airbus verfolgt werden.